In Zeiten des technischen Fortschritts wurden sie inzwischen nahezu flächendeckend verdrängt: Linienschilder. Damit einhergehend stirbt ein Hobby allmählich aus.
Nicht nur Erich Kästner erinnert sich: Schon damals, “als ich ein kleiner Junge war”, interessierte ich mich sehr für Busse und Straßenbahnen. Und so wurde mir eines Tages ein Linienschild geschenkt. Ganz ohne Hintergedanken und ganz ohne Vorahnung, was dieses Geschenk auslösen würde…
Mehrere Jahrzehnte später haben sich in meiner Sammlung rund 3.000 unterschiedliche Schilder aus Dresden angesammelt. Und ich bin bestrebt, die Sammlung weiter auszubauen, was gar nicht so einfach ist.
“Linienschilder? Hatte ich mal. Habe ich entsorgt.”
Eine Aussage, die jedem Sammler schmerzt. Selbst das Straßenbahnmuseum Dresden hat – weil die Nachfrage immer mehr abnimmt und die Schilder einen erheblichen Platzbedarf verursachen – einige Teile der zum Verkauf angebotenen Bestände entsorgt.
Und genau diesem Trend möchte ich vorbeugen. Auch wenn der Wert der Linienschilder immer mehr abnimmt, ganz wertlos sind sie nicht. Bevor man also bei Umzügen, Haushaltsauflösungen oder per Zufall im Keller auf ein paar alte Schilder stößt, sollte man diese eben nicht gleich entsorgen!
Bevor solche Schilder entsorgt werden, bitte auch an die Sammler denken. Linienschilder werden nach wie vor gesucht. Ich freue mich jederzeit über Angebote neuer Schilder, sei es persönlich, E‑Mail oder auch über namhafte Online-Auktionshäuser.
Chaos und Ordnung
Bereits im Kindesalter stapelten sich die ersten Schilder im Kinderzimmer. Als es noch ein paar Dutzend Schilder waren, war das noch vertretbar. Aber es wurden immer mehr… Nicht nur bei Linienänderungen oder sogar bei stillgelegten Betriebshöfen nutzte ich nahezu jede Chance, um buchstäblich jedes einzelne Linienschild zu bekommen. Dies funktionierte so gut, daß sich schnell mehrere Hundert Schilder in der Sammlung wiederfanden. Was ist in der Sammlung vorhanden, was fehlt noch? Eine Frage, die ich über die Jahre immer wieder nicht gänzlich beantworten konnte.
Also begann ich Listen zu erstellen. Diese brachten etwas Ordnung in die Sammlung – eine Zeit lang. Schnell wurde klar, daß die Listen nicht detailliert genug sind. Also mußten die Listen ergänzt und erneuert werden, mehrmals wurden sie komplett verworfen und noch detailreichere Listen erstellt.
Auf den ersten Blick gut organisiert, auf den zweiten Blick erkennt man mehrere Schilder, die nicht mehr unterscheidbar sind. Also wurden zusätzlich die Unterschiede der einzelnen Schildern notiert. Beispiel gefällig?
74, keine 93, Laubegast: keine 10, Btf. Tolkewitz: 1, Theaterplatz: keine 74, Anton-/Leipziger Str.: keine 26, Karl-May-Museum
Jahre später habe sogar ich Schwierigkeiten, diese kryptischen Angaben so zu verstehen, daß ich daraus ableiten kann, ob ein Linienschild sich nun bereits in meiner Sammlung befindet oder nicht. Es muß also etwas Besseres her!
Verzeichnis in der Cloud
Wer sich für die damalige Zeit interessiert, sei es Linienführungen, Haltestellen oder gar Details zu den verschwendeten Schrift- und Zeichensätzen, hat es schwer, denn kaum jemand teilt sein Hobby. Informationen, Bestände oder Fotos von älteren Schildern bleiben so weitestgehend verborgen.
Die Linienschilder sind inzwischen vergessene Zeitzeugen, die Geschichten erzählen können, wie das sehr umfangreiche und genau so interessante Thema Dresdner Busgeschichte(n) im Deutschen Architekturforum beweist. Aus diesem Grund habe ich meine Schildersammlung noch einmal neu digitalisiert. Dieses mal samt Fotos. Und damit ich auch unterwegs – bspw. bei Souvenirverkäufen – feststellen kann, ob interessante Schilder in meiner Sammlung fehlen, ist das neue Schilderverzeichnis online abrufbar – für alle. Das Verzeichnis ist zwar noch längst nicht vollständig, aber ein Anfang ist gemacht. Hin und wieder vorbei schauen lohnt sich also…
Einige Highlights aus dem Verzeichnis
Die Möglichkeiten des neuen Verzeichnisses
In dem Verzeichnis können verschiedene Orte und Verkehrsbetriebe definiert werden. Das Verzeichnis muß sich also nicht nur auf Dresdner Linienschilder konzentrieren.
Das System ist flexibel genug, daß auch andere Sammler ihre Schilder eintragen können. So entstehen umfangreiche Listen über die aktuellen Bestände sowie derer Schilder, die andere Sammler noch suchen. Auf dieser Grundlage wäre auch eine Tauschbörse denkbar. Lesen Sie mehr über die Vorteile und Möglichkeiten dieses Verzeichnisses
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